Viele frische Gründerunternehmen sind Abkömmlinge von innovativen Hochschulteams und Forschungsprojekten. In der Regel bestehen sie in der Anfangsphase zunächst aus einigen wenigen Mitarbeitern. Für das Wachstum wird jedoch schnell ein größerer Personalpool notwendig. Start-ups sollten daher das Thema Personalarbeit nicht vernachlässigen – gerade das professionelle Recruiting ist eine wichtige Kernkompetenz.
Neue Mitarbeiter als Wachstumsfaktor
Häufig beginnt es mit zwei Leuten – danach kommen Bekannte, Freunde und einige Ex-Kommilitonen dazu. Bei der ersten Welle der Einstellungen geht es pragmatisch zu: „Kennt jemand jemanden, der diese Aufgabe in unserem Unternehmen erledigen kann?“ Viele Entscheidungen werden aus dem Bauch heraus getroffen und gehen nach Sympathie. Was in Anfangszeiten noch funktioniert, kann später zu einem echten Problem werden. Um den Kurs des Startups sicher auf Wachstum zu halten, wird gute Personalarbeit immer wichtiger – und sollte keine Glückssache sein.
Ausrichtung auf eine bessere Personalpolitik
Verständlicherweise kümmern sich Gründer zunächst um die Abläufe der Finanzen, den Aufbau der IT-Infrastruktur und den Vertrieb. Um mit zunehmender Größe des Unternehmens weiterhin geeignete Mitarbeiter zu finden, müssen aber auch professionelle Strukturen im Bereich der HR geschaffen werden.
Mit einer elektronischen Akte für Mitarbeiter- und Bewerberinformationen haben selbst Anfänger der Human Resources die notwendigen Informationen schnell zur Hand, um Bewerbung, Meetings und Einstellungen zu erleichtern. Neben geeigneten Tools müssen zudem weitere Aufgaben und Prozesse der Personalarbeit diskutiert werden, um für eine bessere Personalpolitik zu sorgen.
Personalabteilung kann schnell notwendig werden
Ganz nach dem Motto „Personal kann jeder“ erledigen viele Gründer und Kollegen erster Stunde einen Teil der anfallenden Personalaufgaben selbst. Zwar mit viel Engagement, dafür mit keiner oder wenig HR-Kompetenz, rechtlichen Beihilfe und wenig Zeit – schließlich muss das Kerngeschäft laufen.
Natürlich muss bei einem solchen Vorgehen nicht unbedingt etwas schief laufen. Wachstum kann auch gelingen, ohne sich Gedanken über die Personalabteilung zu machen. Doch es können schnell Situationen auftreten, bei denen kritische Probleme auftauchen, die das gesamte Unternehmen betreffen. Einige dieser Praxisfälle sind beispielsweise:
- Ein ursprünglicher Mitarbeiter springt vom Team ab. Dieser hat in der Gründungsphase eine Schlüsselrolle eingenommen, sich eine zentrale Schnittstellenposition aufgebaut und verfügt über essentielles Know-how. Welches Personalprofil wird nun in Zukunft für eine Stelle notwendig, um den Mitarbeiter zu ersetzen? Das Recruiting aus dem eigenen sozialen Umfeld wird schwierig – ein interessierter Freund eines Freundes würde zwar gerne, passt aber nicht wirklich. In einem solchen Fall werden Dinge wie Positionsbeschreibungen und Skillprofile plötzlich notwendig.
- Das Start-up findet einen wahren Traumkunden, der das Unternehmen im großen Stil beanspruchen will. Das Ursprungs-Team ist mit dem neuen Auftrag vollständig ausgelastet – jemand Neues muss die Verantwortung übernehmen, um das Unternehmen im Sinne der Gesamtstrategie voranzutreiben. Eine solche profitable Chance erzeugt einen Bedarf für strategische Personalplanung mit Führungskompetenzen.
- Der Job eines Mitarbeiters wird nicht so erledigt, wie gehofft – trotz Absprachen ist die Leistung katastrophal. Wurde aus dem eigenen Freundeskreis und sozialen Umfeld angeheuert, wird das schnell zu einem sensiblen Thema. Wie trennt man sich schnell und unkompliziert? Auf einmal werden Themen wie Trennungskultur, Abfindungen und objektivere Einstellungskriterien relevant.
Maßnahmen für eine gute Personalarbeit
Damit für solche Fälle frühzeitig Lösungen bestehen und auf Probleme mit dem eigenen Personal kompetent reagiert werden kann, muss sich das Start-up zusammensetzten. Es sollte kritisch und ehrlich hinterfragt werden, was in Bezug auf den HR-Bereich und neue Mitarbeiter getan werden kann. Welche internen Kompetenzen werden für welche Prozesse benötigt? Wie können Personen mit den geeigneten Schlüsselfähigkeiten und Leidenschaft für das eigene Konzept gefunden und für lange Zeit gehalten werden?
Ob nach der Beantwortung dieser Fragen eine eigene HR-Stelle geschaffen wird, vereinbarte Personalzeiten eines Gründers geplant oder regelmäßige Personalberatungen im Team stattfinden, ist dabei zunächst unerheblich. Um den Recruiting-Prozess zu üben, gibt es viele Angebote. Das können moderierte Workshops sein, Bewerberkanäle und Checklisten aus dem Netz. Auf diese Weise kann das Vorgehen bei der Vorauswahl von Bewerbern, Bewerbungsgesprächen und die eigenen Fähigkeiten der Personalarbeit verbessert werden. Zudem ist es ratsam, eine genaue Job- und Fähigkeitenbeschreibung für die ausgewiesene Stelle zu verfassen. Optional können natürlich auch externe Beratungsangebote und Vermittler genutzt oder ein professioneller Personaler eingestellt werden.
Start-Ups, die sich frühzeitig mit dem Recruiting auseinander setzten, müssen sich nicht mehr auf Bauchentscheidungen bei der Personalarbeit verlassen – für viele Entscheidungen ist dieses zwar wichtig, für eine langfristige Wachstumsfahrt reicht es allerdings nicht aus.
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- Lebenslauf: loufre